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MES vs. MOM: Abgrenzung, Architektur und strategische Bedeutung für die vernetzte Produktion

Geschrieben von Uwe Kobbert | Nov 22, 2025 1:36:45 PM

Einleitung: Wenn MES auf MOM trifft

Mit dem Aufkommen der Industrie 4.0 und dem ISA-95-Standard hat sich der Begriff MOM (Manufacturing Operations Management) etabliert. Viele Unternehmen fragen sich, ob MES und MOM das Gleiche sind oder ob MOM das klassische MES ablöst.

Tatsächlich beschreibt MOM den übergeordneten Managementrahmen, während MES eine funktionale Teildisziplin innerhalb dieses Rahmens darstellt. Beide Konzepte verfolgen dasselbe Ziel – die operative Exzellenz in der Fertigung – unterscheiden sich jedoch in Umfang, Architektur und Integrationsgrad.

Definition und Abgrenzung

Kriterium MES (Manufacturing Execution System) MOM (Manufacturing Operations Management)
Begriffsebene Software-System Managementkonzept / Funktionsrahmen
Funktionaler Fokus Steuerung, Datenerfassung, Analyse Planung, Steuerung, Ausführung, Verbesserung
Umfang gemäß ISA-95 Teilbereich von MOM (Level 3) Übergeordnete Ebene (Level 3) mit mehreren Funktionsdomänen
Domänen Produktionssteuerung Production, Quality, Maintenance, Inventory
Zielsetzung Transparente Ausführung von Fertigungsprozessen Ganzheitliche Optimierung aller operativen Abläufe
KPIs OEE, Ausschuss, Stillstände Qualitäts-, Wartungs- und Bestandskennzahlen plus Effizienzmetriken
Datenintegration Shopfloor (Maschinen, Operatoren) Cross-Domain (MES, QMS, WMS, CMMS, ERP)

MES ist also Teilmenge und technologische Basis des MOM-Konzepts.
MOM beschreibt die Gesamtheit der Fertigungsoperationen, während das MES die operative Steuerung innerhalb dieser Architektur übernimmt.

MOM nach ISA-95: Das konzeptionelle Dach

Der internationale Standard ISA-95 definiert MOM als Level 3 zwischen ERP (Level 4) und SCADA/PLC (Level 2).
MOM umfasst vier funktionale Domänen:

  1. Production Operations Management (MES-Kern)
    – Auftragssteuerung, Datenerfassung, Rückmeldung

  2. Quality Operations Management
    – Prüfplanung, SPC, Traceability, Freigaben

  3. Maintenance Operations Management
    – Instandhaltungsplanung, Störungsmanagement

  4. Inventory Operations Management
    – Material- und Bestandsbewegungen, Lagerstatus

Ein modernes MES deckt typischerweise den ersten Bereich vollständig ab und bietet Integrationspunkte zu den übrigen drei Domänen.

MES im Kontext von MOM

Während MOM die Prozesse beschreibt, ist MES die Software-Schicht, die sie ausführt.
Das MES liefert Echtzeitdaten, die MOM-Funktionen wie Qualität, Instandhaltung oder Materialmanagement mit Informationen versorgen.

Beispiel:
Ein MES meldet Maschinenstillstände → MOM nutzt diese Daten, um Instandhaltungsmaßnahmen zu planen und Qualitätsrisiken zu bewerten.

So entsteht ein geschlossener Informationskreislauf zwischen Ausführung (MES) und Optimierung (MOM).

Integration in der Praxis

Unternehmen, die MOM-Prinzipien umsetzen, benötigen ein MES als technologische Grundlage.
Eine typische Architektur:

  • ERP übergibt Planungsdaten und Aufträge.
  • MES steuert Produktionsausführung und erfasst Prozessdaten.
  • QMS / CMMS / WMS ergänzen Qualität, Instandhaltung und Materialfluss.
  • MOM-Layer konsolidiert alle operativen Daten, erstellt KPIs und liefert Entscheidungsgrundlagen.

Daten werden über standardisierte Schnittstellen (OPC UA, REST, ISA-95 B2MML) synchronisiert.

Beispiel: SYMESTIC Cloud MES als Bestandteil eines MOM-Frameworks

SYMESTIC Cloud MES fungiert als zentrales MES-System innerhalb eines MOM-Ansatzes:

  • Echtzeit-Datenerfassung aus Maschinen, Anlagen und Operatoren
  • Automatische Rückmeldungen an ERP, QMS und Instandhaltungs-Tools
  • Cloudbasierte KPI-Berechnung (OEE, Verfügbarkeit, Ausschuss, MTTR)
  • Offene Schnittstellen (REST-API, OPC UA, MQTT) für domänenübergreifende Integration
  • Skalierbare Architektur für mehrere Werke und Linien

Damit wird SYMESTIC zur operativen Datendrehscheibe im MOM-Gesamtsystem.

Nutzen eines MOM-Ansatzes gegenüber isolierten MES-Lösungen

  • Ganzheitliche Transparenz: Verknüpfung von Produktion, Qualität, Wartung und Materialfluss
  • Höhere Datenkonsistenz: Gemeinsames Datenmodell über alle Domänen
  • Bessere Entscheidungsqualität: Kontextbezogene Kennzahlen auf Managementebene
  • Schnellere Optimierungsschleifen: Vom Ereignis zur Maßnahme in Echtzeit
  • Standardkonformität: Harmonisierung mit ISA-95 und ISA-88

Der Wechsel von einem reinen MES-Denken zu einem MOM-Framework bedeutet nicht Ersatz, sondern Erweiterung des Wirkungskreises.

Fazit

MES ist das operative Herz der Fertigung.
MOM ist das Management-Gerüst, das dieses Herz mit allen anderen Organen der Produktion verbindet.

MOM-Konzepte strukturieren die Zusammenarbeit zwischen Produktion, Qualität, Instandhaltung und Logistik und machen Fertigungsprozesse ganzheitlich steuerbar.
Ein leistungsfähiges MES – wie SYMESTIC Cloud MES – bildet dabei die technologische Grundlage für alle vier MOM-Domänen.

Kurz:

MES führt aus.
MOM orchestriert.
Gemeinsam sichern sie Transparenz, Standardkonformität und Wettbewerbsfähigkeit in der Smart Factory.