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Cloud MES vs. traditionelles MES

Geschrieben von Uwe Kobbert | Nov 21, 2025 12:49:28 PM

Die Produktions-IT befindet sich in einem Strukturwandel. Wo früher monolithische MES-Systeme in lokalen Rechenzentren betrieben wurden, setzen heute immer mehr Unternehmen auf Cloud-native Architekturen. Der Grund ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine betriebswirtschaftlich messbare Verschiebung:

-> Weg von Kapitalbindung, hin zu nutzungsbasierter Skalierbarkeit.

Ein moderner Fertigungsbetrieb kann sich keine isolierten, hardwaregebundenen Systeme mehr leisten.
Die Total Cost of Ownership (TCO) klassischer On-Premises-MES ist langfristig zu hoch, der IT-Overhead zu groß, die Innovationsgeschwindigkeit zu gering. Cloud MES verändert diese Gleichung grundlegend.

Wirtschaftlichkeit im Detail – TCO unter realen Produktionsbedingungen

Die klassische MES-Wirtschaftlichkeit basiert auf Lizenz + Infrastruktur + Wartung + Personal.
Diese Struktur erzeugt hohe Fixkosten und eine tiefe Abhängigkeit von IT-Personal. In der Praxis liegt der Anteil der IT-Kosten an den Gesamtkosten eines On-Prem-Systems oft zwischen 35 und 50 %, über den Lebenszyklus gerechnet sogar höher.

Kostenart On-Prem MES Cloud MES
Initiale Lizenz Einmalig, sechsstelliger Betrag Keine Lizenz, monatliches Abo
Infrastruktur Lokale Server, Datenbank, Backup-Systeme Cloud-Hosting auf Azure inkl. Redundanz
Wartung & Updates IT-Aufwand + externe Integratoren Automatisch im Service enthalten
Skalierung Neue Hardware nötig On-Demand über Subscription
Security & Compliance Eigenverantwortung, Audits notwendig Anbieter-managed (DSGVO, EUCS)
Innovationskosten Customizing, Upgrade-Projekte Kontinuierliche Funktionsupdates

Kernpunkt: Der Lebenszyklus eines klassischen MES (typisch 7–10 Jahre) erfordert mehrere Investitionsspitzen. Ein Cloud MES verteilt dieselben Leistungen gleichmäßig über planbare OPEX-Strukturen. In der Summe entsteht ein 40–70 % geringerer TCO, insbesondere durch den Wegfall von Infrastruktur, Wartung und Downtime.

IT-Overhead: Von Systempflege zu Wertschöpfung

In vielen Werken bindet das MES heute 1–2 Vollzeitstellen allein für Administration, Serverwartung, Backups und Schnittstellenpflege.
Bei Cloud-nativen Systemen wie SYMESTIC entfallen diese Tätigkeiten nahezu vollständig.

Technische Gründe:

  • SaaS-Betrieb auf Microsoft Azure mit automatischen Updates, Security-Patches und Datenreplikation
  • Standardisierte OPC UA- und REST API-Integration für ERP, WMS und SPS
  • Mandantenfähige Multi-Site-Struktur: ein zentral verwaltetes System, keine lokalen Instanzen
  • Cloud-native Monitoring & Incident-Response mit 24/7-Verfügbarkeit

Wirtschaftlicher Effekt:
Der IT-Overhead sinkt von 15–20 % der MES-Gesamtkosten auf unter 5 %.
Ressourcen werden frei für Werttreiber: Prozessanalyse, OEE-Optimierung, Datenstrategie.

Architekturunterschiede – warum „Cloud“ nicht nur ein Hosting ist

Viele Anbieter bezeichnen bereits virtualisierte MES-Systeme als „Cloud“, obwohl sie nur On-Prem-Software in eine VM verschieben. Der Unterschied zwischen einem gehosteten und einem Cloud-nativen MES ist jedoch fundamental.

Merkmal On-Prem / gehostet Cloud-native MES
Architektur Monolithisch, fest gekoppelt Microservices, containerisiert
Datenfluss lokal begrenzt global synchronisiert
Deployment manuell, projekthaft automatisiert (CI/CD)
Ausfallsicherheit lokales Backup Geo-redundant
Erweiterbarkeit Customizing notwendig API-first, modular
Upgrade-Frequenz 1–2 × pro Jahr kontinuierlich

Ein Cloud MES ist keine Softwarekopie im Rechenzentrum, sondern eine plattformbasierte Architektur, die Manufacturing-Apps, Echtzeitdaten, Analysen und Dashboards als modularen Service anbietet.
So wird das MES zu einer Enterprise Manufacturing Platform, die neue Werke, Linien oder Maschinen binnen Stunden integriert – statt in Monaten.

Skalierbarkeit und globale Harmonisierung

In Konzernstrukturen liegt der größte wirtschaftliche Hebel in der Skalierung.
Ein klassisches MES kann selten mehr als wenige Werke konsistent abbilden. Unterschiedliche Versionen, Datenbanken und IT-Landschaften verhindern globale KPIs oder Benchmarks.

Cloud MES ermöglicht:

  • Einheitliches Datenmodell über Standorte hinweg
  • Zentrale Kennzahlenlogik (OEE, TEEP, Energieverbrauch)
  • Globale Rollouts durch Provisioning statt Re-Installation
  • Real-Time-Vergleich von Werken, Linien, Schichten

Fallbeispiel:
Ein Automotive-Zulieferer mit 30 Standorten reduzierte mit SYMESTIC die Rollout-Dauer pro Werk von 12 Monaten auf 3 Wochen und erzielte eine 90 % kürzere Einrichtungszeit der IT-Konnektivität.

IT-Sicherheit und Compliance als Wirtschaftsfaktor

Legacy-Systeme benötigen Firewalls, VPNs und lokale Audit-Strukturen.
In Cloud-Umgebungen übernehmen diese Aufgaben zertifizierte Provider.
Microsoft Azure etwa bietet EUCS-, ISO 27001-, ISO 9001- und SOC 2-Type II-Zertifizierungen.

Effekte:

  • Kein eigener Auditaufwand
  • DSGVO-konforme Datenhaltung in EU-Rechenzentren
  • Automatische Verschlüsselung und Zugriffskontrolle (AAD)
  • Nachweisbare Security- und Patch-Historie

Diese Faktoren haben direkten Einfluss auf TCO und Risiko – ein Cybervorfall kann ein Vielfaches eines Jahresabos kosten.

ROI und strategischer Nutzen

Der wirtschaftliche Nutzen eines Cloud MES bemisst sich nicht nur an gesenkten Kosten, sondern an verlorenem Potenzial in Legacy-Umgebungen:

  • +30 % OEE-Steigerung durch Echtzeittransparenz
  • –25 % weniger Stillstände durch Alarmanalyse
  • +5–10 % Energieeffizienz durch Prozessdatenkorrelation
  • +50 % schnellere Reporting-Zyklen

Diese Zahlen sind dokumentiert in mehreren SYMESTIC-Projekten.
Cloud MES ist damit kein IT-Kostenprojekt, sondern ein operativer ROI-Hebel.

Fazit

Cloud MES ersetzt nicht einfach lokale Server – es ersetzt die Denkweise, wie Produktionssysteme betrieben werden.
Während klassische MES-Systeme auf IT-Sicherheit, Wartung und Integration fokussieren, liefert Cloud MES messbare Wirtschaftlichkeit, Agilität und Skalierbarkeit.

Wer seine Produktionsdaten als strategisches Asset versteht, wechselt nicht wegen der Technologie, sondern wegen der ökonomischen Logik.

Cloud MES ist kein IT-Projekt – es ist ein Kostenmodell für operative Exzellenz.