Der Product Carbon Footprint (PCF) misst die gesamte Menge an Treibhausgasemissionen, die ein Produkt während seines gesamten Lebenszyklus verursacht – von der Rohstoffgewinnung über Produktion und Transport bis zur Nutzung und Entsorgung. Er wird in CO₂-Äquivalenten (CO₂e) angegeben und gilt heute als zentrale Kennzahl, um Nachhaltigkeit in der Industrie messbar und vergleichbar zu machen.
In der Fertigungsindustrie wird der PCF zunehmend zu einem strategischen Faktor: Kunden, Investoren und Regulierungsbehörden verlangen transparente Klimabilanzen. Durch die Integration von MES (Manufacturing Execution Systems), BDE (Betriebsdatenerfassung) und OEE-Daten können Unternehmen ihre Emissionen erstmals prozessscharf und automatisiert erfassen – die Grundlage für datenbasierte Klimastrategien.
Der PCF betrachtet alle direkten und indirekten Emissionen entlang des Produktlebenszyklus. Er unterteilt sich in drei Kategorien nach dem Greenhouse Gas Protocol:
1. Scope 1 – Direkte Emissionen
Entstehen durch Verbrennungsprozesse in eigenen Anlagen (z. B. Gasheizungen, Produktionsöfen).
In der Produktion etwa durch Energieeinsatz, Maschinenbetrieb oder Materialbearbeitung.
2. Scope 2 – Indirekte Emissionen aus Energiebezug
Strom, Wärme oder Dampf, die extern erzeugt und im Werk genutzt werden.
Hier spielt Energie-Monitoring über MES und Sensorik eine zentrale Rolle.
3. Scope 3 – Weitere indirekte Emissionen
Transport, Lieferketten, Nutzung und Entsorgung des Produkts.
Diese Phase ist komplex, aber zunehmend relevant für nachhaltige Lieferkettenbewertung.
Die Berechnung des PCF basiert auf der Life Cycle Assessment (LCA)-Methode gemäß ISO 14067. Moderne Unternehmen nutzen dafür kombinierte Datenquellen aus MES und ERP:
Diese Verknüpfung ermöglicht erstmals eine exakte CO₂-Zuordnung pro Produkt oder Auftrag, statt pauschaler Durchschnittswerte.
Regulatorische Anforderungen:
EU-Taxonomie, Lieferkettengesetz und Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) machen den PCF zu einer Pflichtgröße in Nachhaltigkeitsberichten.
Kundenerwartungen:
B2B-Kunden fordern zunehmend CO₂-Transparenz – insbesondere in Branchen wie Automobil, Elektronik und Konsumgüter.
Kosteneffizienz und Wettbewerb:
Energieintensive Prozesse werden durch CO₂-Bepreisung teurer. Unternehmen mit niedrigem PCF sichern sich langfristig Kostenvorteile und Markenvertrauen.
Nachhaltige Produktentwicklung:
Durch präzise Emissionsdaten können Materialien, Lieferanten und Produktionsverfahren gezielt optimiert werden.
Ein Maschinenbauer integrierte Sensorik zur Energieerfassung in sein MES-System. Für jeden Auftrag wurden Stromverbrauch, Laufzeit und Ausschussmenge erfasst. Auf dieser Basis ließ sich der PCF pro Produktlinie exakt berechnen. Ergebnis:
Der Product Carbon Footprint wird zum entscheidenden Leistungsindikator moderner Industrieunternehmen.
Wer ihn mit MES-, BDE- und OEE-Daten verknüpft, schafft nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern echte Wettbewerbsvorteile. Die Kombination aus Transparenz, Effizienz und Nachhaltigkeit macht den PCF zum Bindeglied zwischen ökologischer Verantwortung und wirtschaftlichem Erfolg.