BDE-System: Definition, Nutzen & Integration ins MES
Definition
Die Betriebsdatenerfassung (BDE) ist die systematische Erfassung von Produktions- und Prozessdaten direkt am Shopfloor. Sie umfasst organisatorische Daten (z. B. Auftrags- und Personaldaten) sowie technische Daten (z. B. Maschinen-, Werkzeug- und Materialdaten) und liefert damit die Grundlage für Transparenz, Effizienzsteigerung und Kostenkontrolle in der Fertigung.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Betriebsdatenerfassung (BDE)?
- Welche Arten von Betriebsdaten gibt es?
- Auftragsdaten
- Personaldaten
- Maschinendaten
- Werkzeugdaten
- Materialdaten - Welchen Nutzen bringt ein BDE-System?
- Unterschiede zwischen BDE, MDE und MES
- Wie funktioniert ein modernes BDE-System?
- Integration von BDE ins MES
- Praxisbeispiele: BDE in der Fertigung
- Einführung eines BDE-Systems in 3 Schritten
- Fazit & Handlungsempfehlung
Was ist Betriebsdatenerfassung (BDE)?
Die Betriebsdatenerfassung (BDE) ist ein System zur strukturierten Sammlung und Auswertung von Daten, die im Produktionsprozess entstehen.
Sie umfasst sowohl organisatorische Daten wie Auftrags- und Personaleinsatzzeiten als auch technische Daten wie Maschinenzustände, Stückzahlen oder Energieverbrauch.
Ziel der BDE ist es, Transparenz über alle laufenden Produktionsprozesse zu schaffen und damit fundierte Entscheidungen für Effizienzsteigerung, Kostenkontrolle und Qualitätssicherung zu ermöglichen.
Moderne BDE-Systeme sind längst keine isolierten Inseln mehr: In Kombination mit einem Manufacturing Execution System (MES) werden die erfassten Daten direkt in Planung, Qualitätssicherung und Reporting integriert. Damit wird BDE zum Kernbaustein einer digitalisierten, intelligenten Fertigung.
Welche Arten von Betriebsdaten gibt es?
Ein BDE-System unterscheidet in der Regel zwischen organisatorischen und technischen Betriebsdaten.
Beide Datenkategorien liefern wichtige Informationen, um Produktion transparent und steuerbar zu machen:
Auftragsdaten
- Zeiten, Mengen und Fortschritt einzelner Fertigungsaufträge
- Rückmeldungen zu Status und Erledigung
Personaldaten
- Arbeitszeiten und Anwesenheit
- Zuordnung von gefertigten Mengen zu Mitarbeitern (z. B. für Kostenrechnung)
Maschinendaten
- Laufzeiten, Stillstände, Leistung und Stückzahlen
- Alarme, Qualitätsdaten und Energieverbrauch
- Grundlage für Kennzahlen wie OEE (Overall Equipment Effectiveness)
Werkzeugdaten
- Nutzungsdauer und Zustand von Werkzeugen
- Einfluss auf Qualität und Verfügbarkeit der Produktion
Materialdaten
- Materialbereitstellung, Verbrauch und Bestände
- Nachvollziehbarkeit in Logistik und Fertigungsprozessen
Welchen Nutzen bringt ein BDE-System?
Die Einführung eines BDE-Systems bietet Unternehmen eine Vielzahl an Vorteilen, die sich direkt auf Effizienz, Kosten und Qualität auswirken:
-
Transparenz in Echtzeit
Produktionsdaten werden sofort sichtbar. Abweichungen oder Stillstände können direkt erkannt und behoben werden. -
Effizienzsteigerung
Historische Daten und Soll-Ist-Vergleiche decken Schwachstellen auf und zeigen, wo Prozesse beschleunigt oder Ressourcen besser genutzt werden können. -
Präzisere Kostenrechnung
Betriebsdaten lassen sich verursachungsgerecht zuordnen. Dadurch wird Controlling exakter und Budgets können gezielter eingesetzt werden. -
Optimierte Ressourcenplanung
Daten zu Maschinen, Werkzeugen und Material ermöglichen eine bessere Auslastung und helfen, Engpässe zu vermeiden. -
Qualitätssicherung
Lückenlose Dokumentation von Prozessen und Parametern unterstützt Traceability und reduziert Ausschuss. -
Mitarbeiterentlastung
Automatisierte Datenerfassung ersetzt manuelle Eingaben. So sinkt die Fehlerquote und Mitarbeiter haben mehr Zeit für wertschöpfende Tätigkeiten.
Kurz gesagt: Ein BDE-System schafft die Grundlage, um Kosten zu senken, Prozesse stabiler zu machen und die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
Unterschiede zwischen BDE, MDE und MES
Obwohl die Begriffe MDE, BDE und MES oft im gleichen Zusammenhang fallen, unterscheiden sie sich deutlich in Datenumfang, Funktionalität und Nutzen. MDE bildet den technischen Einstieg, BDE erweitert den Blick auf organisatorische Daten - und ein MES hebt die Fertigung schließlich auf eine neue Ebene der Integration und Echtzeitsteuerung.
Die folgende Tabelle zeigt die Unterschiede im direkten Vergleich:
Merkmal | MDE | BDE | MES |
Datenfokus | Technische Maschinendaten (Laufzeit, Stückzahl, Energieverbrauch) | Organisatorische + technische Daten (Aufträge, Personal, Maschinen, Material, Werkzeuge) | Ganzheitliche Produktionsdaten (BDE+MDE) inkl. Qualität, Planung, KPIs |
Ziel | Maschinenzustände dokumentieren | Transparenz im gesamten Produktionsprozess schaffen | Produktion in Echtzeit steuern, optimieren und analysieren |
Anwendungsbereich | Einzelne Maschinen oder Anlagen | Shopfloor- und Fertigungsprozesse | Gesamte Fertigung, standortübergreifend |
Funktionalität | Datenerfassung | Erfassung + Rückmeldung + Reporting | Integration + Analyse + Workflow-Automatisierung |
Kennzahlen | Stückzahlen, Laufzeiten, Stillstände | Auftragsfortschritt, Mitarbeitereinsatz, Ressourcenverbrauch | OEE, Qualitätskennzahlen, Energiedaten, Kosten- und Effizienzmetriken |
Integration | Selten mit anderen Systemen verknüpft | Teilweise ERP-Anbindung | Tiefe Integration mit ERP, SCM, QMS, Instandhaltungssystemen |
Nutzen | Transparenz auf Maschinenebene | Effizienzsteigerung & Kostenkontrolle im Shopfloor | Ganzheitliche Steuerung & Optimierung der Wertschöpfungskette |
Digitalisierungsgrad | Einstieg in Datenerfassung | Basis für digitale Fertigung | Schlüsseltechnologie für Industrie 4.0 & Smart Factory |
Wie funktioniert ein modernes BDE-System?
1) Erfassung an der Quelle
- Automatisch: Maschinenzustände, Stückzahlen, Alarme, Energie.
- Manuell wo nötig: Auftragsstart/-ende, Ausschussgründe, Rüstzeiten.
- Hardware: OPC UA/MTConnect, Scanner/RFID, Andon-Taster, Edge-Gateway.
2) Edge-Vorverarbeitung
- Filtern, glätten, Zeitstempel synchronisieren.
- Puffern bei Netzwerkausfall.
- Ereignislogik: „Stillstand >60 s → Grunddialog“.
3) Cloud/SaaS-Plattform
- Speicherung in Time-Series + Historian.
- Regeln/Alerts: Schwellwerte, Trendbrüche, Anomalien.
- Rollenbasierter Zugang, API-First (REST/GraphQL).
4) Visualisierung & Analyse
- Echtzeit-Dashboards (OEE, Verfügbarkeit, Leistung, Qualität).
- Drill-downs bis auf Schicht/ Auftrag/ Maschine/ Artikel.
- Ursachenanalyse: Pareto, Timeline, 5-Why, Korrelationsmatrix.
5) Prozesse & Automatisierung
- Auto-Rückmeldung an ERP (Mengen/Zeiten).
- Qualitäts-Workflows: Sperren, Prüfaufträge, Eskalationen.
- Wartungstrigger: Laufzeit-/Zyklus-/Zustandsbasiert.
6) Sicherheit & Betrieb
- DSGVO, Verschlüsselung in Transit/at Rest, SSO.
- Mandantenfähig, Audit-Trails, Backup/Restore.
- Skalierung von 1 Linie bis Multi-Site.
Kosten-/Nutzen-Rahmen
- Einführung: ohne CAPEX als SaaS.
- Typische Effekte: −60–90 % manuelle Datenerfassung, +5–15 % OEE, schnellere Entscheidungszyklen.
- KPI-Baseline vor Start definieren, monatlich reviewen.

Integration von BDE ins MES
Ein isoliertes BDE-System liefert zwar wertvolle Daten, bleibt aber oft eine Insellösung. Erst in Kombination mit einem Manufacturing Execution System (MES) entfaltet Betriebsdatenerfassung ihr volles Potenzial.
Vorteile der Integration
- Ganzheitliche Transparenz
BDE-Daten (Aufträge, Personal, Maschinen, Material) werden mit Qualitäts- und Prozessdaten im MES zusammengeführt. - Echtzeitsteuerung
Abweichungen werden sofort erkannt und direkt in den Produktionsablauf zurückgespielt – statt nur im Nachhinein ausgewertet. - Automatisierte Workflows
Stillstände, Alarme oder Qualitätsabweichungen lösen im MES automatisch Wartungsaufträge, Prüfungen oder Eskalationen aus. - Planungsoptimierung
Produktions- und BDE-Daten fließen nahtlos in Feinplanung und Ressourcenzuteilung ein. So lassen sich Stillstände und Engpässe vorausschauend vermeiden. - Reporting & KPIs
Dashboards vereinen BDE-Daten mit Kennzahlen wie OEE, Qualität, Energieverbrauch oder Auftragsfortschritt – von der Maschine bis zum Management.
Praxisbeispiel
Ein Automobilzulieferer setzt SYMESTIC Cloud MES mit integriertem BDE ein:
- Maschinen- und Auftragsdaten werden automatisch erfasst.
- Das MES erstellt auf Basis dieser Daten Wartungsaufträge, bevor ein Ausfall eintritt.
- Die Feinplanung wird dynamisch angepasst, sodass Aufträge umgeplant werden können.
- Ergebnis: -40 % weniger manuelle Eingaben, +12 % höhere OEE, ROI in <12 Monaten.
Mit Cloud MES wie von SYMESTIC wird BDE nicht nur zur Datensammlung, sondern zum strategischen Steuerungsinstrument der gesamten Produktion.
Praxisbeispiele: BDE in der Fertigung
BDE-Systeme sind branchenübergreifend im Einsatz und liefern dort konkrete Mehrwerte. Einige typische Szenarien:
Automobilindustrie
Ein Zulieferer digitalisierte seine Betriebsdatenerfassung mit einem cloudbasierten System.
- Vorher: manuelle Rückmeldungen, unvollständige Stillstandsdaten.
- Nachher: automatische Erfassung von Laufzeiten, Ausschussgründen und Energieverbrauch.
- Ergebnis: -50 % manuelle Eingaben, +10 % höhere Erstdurchlaufrate.
Pharma- und Chemieindustrie
Ein Pharmaunternehmen nutzt BDE zur vollständigen Dokumentation von Produktionschargen.
- Vorher: papierbasierte Erfassung, hoher Prüfaufwand für Compliance.
- Nachher: Echtzeit-Daten zu Aufträgen, Personal und Material werden direkt ins MES integriert.
- Ergebnis: +100 % Traceability, Audit-Zeiten von Tagen auf Stunden reduziert.
Maschinenbau (Mittelstand)
Ein Maschinenbauer mit 200 Mitarbeitern führte BDE als SaaS-Lösung ein.
- Vorher: Excel-Listen, keine Echtzeit-Transparenz.
- Nachher: automatische Maschinendaten, Auftrags- und Werkzeugmeldungen in einem Dashboard.
- Ergebnis: +8 % OEE in 6 Monaten, ROI nach 9 Monaten.
Diese Beispiele zeigen: BDE macht Effizienz und Qualität messbar - unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße.
Einführung eines BDE-Systems in 3 Schritten
Die Implementierung eines modernen BDE-Systems muss kein langwieriges IT-Projekt sein. Mit Cloud- und SaaS-Lösungen lässt sich ein Einstieg schnell und risikoarm gestalten.
1. Vorbereitung & Zieldefinition
- Analyse der aktuellen Datenerfassung (manuell, teilautomatisiert, isolierte Systeme).
- Definition der wichtigsten Ziele: z. B. Stillstände erfassen, Auftragszeiten messen, Mitarbeiter entlasten.
- Auswahl relevanter Kennzahlen (OEE, Ausschuss, Energie, Auftragsdurchlaufzeit).
2. Pilot & Quick Wins
- Start mit einer ausgewählten Produktionslinie oder Maschinen-Gruppe.
- Anbindung von Maschinen über Standardschnittstellen (z. B. OPC UA, MQTT) oder einfache Hardware (Scanner, RFID).
- Sofortnutzen sichtbar machen: weniger manuelle Eingaben, erste Dashboards mit Echtzeitdaten.
3. Skalierung & Integration
- Erweiterung auf weitere Linien, Werke oder Standorte.
- Integration in MES und ERP, um Workflows, Planung und Reporting zu automatisieren.
- Kontinuierliche Verbesserung durch Monitoring und Feedback aus Shopfloor und Management.
Ergebnis: Ein BDE-System kann heute in Stunden statt Monaten live gehen - ohne hohe Investitionen, dafür mit messbarem ROI schon nach wenigen Wochen.
Fazit & Handlungsempfehlung
Die Betriebsdatenerfassung (BDE) ist weit mehr als ein technisches Hilfsmittel – sie ist die Grundlage für Transparenz, Effizienz und Qualität im gesamten Produktionsprozess. Richtig eingesetzt ermöglicht sie:
- weniger manuelle Eingaben,
- präzisere Kostenrechnung,
- fundierte Entscheidungen in Echtzeit.
Doch erst die Integration in ein MES macht BDE zu einem strategischen Steuerungsinstrument: Daten fließen automatisch in Planung, Qualitätssicherung und Reporting zurück und schaffen damit messbaren Business Impact.
Handlungsempfehlung
- Starten Sie klein mit einem Pilotprojekt und machen Sie Quick Wins sichtbar.
- Setzen Sie auf Cloud & SaaS, um Investitionskosten zu vermeiden und schnelle Ergebnisse zu erzielen.
- Integrieren Sie BDE konsequent in Ihr MES, um Daten in wertschöpfende Workflows zu übersetzen.
Mit SYMESTIC Cloud MES kombinieren Sie moderne BDE-Funktionen mit Echtzeit-Analysen, automatisierten Workflows und einem ROI, der schon nach wenigen Monaten spürbar ist.
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