Alles was Sie über Betriebsdatenerfassung (BDE) wissen wollen!
In unserer Beitrag zum Thema Betriebsdatenerfassung (BDE) geht es von der Definition und Vermittlung des grundsätzliche Wissens, über die Einordnung von BDE als Teilfunktion eines Manufacturing Execution Systems (MES), bis hin zur Einführung und Nutzung eines modernen BDE Systems.
Wir führen durch das BDE Thema an Hand folgender Fragen::
- Was versteht man unter BDE?
- Welche Arten von Betriebsdaten gibt es?
- Worum geht es bei den Betriebsdaten?
- Welchen Nutzen ermöglicht eine Betriebsdatenerfassung?
- Was ist der Unterschied zwischen BDE, MDE und MES?
- Wie funktionierte bislang ein System zur Betriebsdatenerfassung?
- Was macht ein modernes BDE-System aus?
- Generierung von Ist-Daten durch Anbindung an Hardware erweitern
- Wie kann ich effizient und kostengünstig ein BDE System einführen?
Sie werden durch diesen Artikel alles lernen, was Sie für die erfolgreiche Implementierung eines BDE-Systems in Ihrer Produktion brauchen. Los geht's!
Was versteht man unter BDE?
BDE steht für BETRIEBS-DATEN-ERFASSUNG. Abstrakt betrachtet, geht es bei der Betriebsdatenerfassung um die Erfassung von Daten, die beim betrieblichen Wertschöpfungsprozess anfallen, i.d.R. mithilfe der Informationsverarbeitung.
Im Kern der Betrachtung steht der Produktionsprozess als standardisierte Fertigungsmethode, die sich in diverse sequenzielle und/oder parallele Arbeitsschritte unterteilen lässt.
Welche Arten von Betriebsdaten gibt es?
Bei der BDE wird zwischen zwei Arten von IST-Daten unterschieden: organisatorische und technische Betriebsdaten.
Worum geht es bei den Betriebsdaten?
1. Auftragsdaten
Hierzu gehören die klassische Daten wie Auftragszeiten und Mengen. In diesem Kontext wird auch der Fortschritt und Status von Fertigungsaufträgen erfasst, sowie auftragsbezogene Rückmeldungen.
2. Personaldaten
Unter Personaldaten versteht man primär die Arbeitszeiten des Personals und ggf. die Zuordnung der gefertigten Mengen zum Personal, die dann für Lohnkostenberechnungen und andere personalbezogene Auswertungen genutzt werden könnten.
3. Maschinendaten
Maschinendaten geben Auskunft zu Maschinenlaufzeit und Stillstände, Leistung und Stückzahl, Alarme und Qualität sowie bei Bedarf auch zum Energieverbrauch.
Im Rahmen von Traceability (Dokumentation des Herstellungsprozesses) werden dabei auch umfangreich sehr detaillierte Qualitätsdaten erfasst. In der Regel mit einem eindeutigen Teilebezug.
4. Werkzeugdaten
Bei den Werkzeugdaten geht es darum, die Nutzung eines Werkzeugs im Produktionsprozess zu erfassen und im Blick zu haben, da ein Werkzeug letztlich einen entscheidenden Einfluss auf die Qualität und die Produktionsfähigkeit hat.
5. Materialdaten
Im Zusammenhang mit der Materialbereitstellung, Materialverbrauch, Materialbestand und weiteren logistischen Aspekten spielen Materialdaten eine wichtige Rolle bei der Betriebsdatenerfassung.
Welchen Nutzen ermöglicht eine Betriebsdatenerfassung (BDE)?
Entsprechend den unternehmensspezifischen Gegebenheiten und den produktionsspezifischen Wertschöpfungsprozessen ergeben sich durch die Betriebsdatenerfassung unterschiedliche Verbesserungspotentiale. Einige Vorteile der BDE sind nachfolgend genannt:
Transparenz in Echtzeit
Echtzeit-Monitoring sämtlicher Prozesseinheiten erlaubt das unmittelbare Erkennen von Planabweichungen und Stillständen, das ein frühzeitiges Eingreifen und ggf. Umdisponierung ermöglicht.
Steigerung der Effizienz
Durch die Analyse historischer Daten und die möglichen Soll-Ist-Vergleiche können Schwachstellen aufgedeckt und zielführende Maßnahmen abgeleitet werden, um die Produktionsprozesse nachhaltig effizienter zu gestalten und eine kontinuierliche Verbesserung zu erzielen. Dies kann zum Beispiel mit Hilfe der Kaizen Philosophie umgesetzt werden.
Präzise Kostenrechnung
Die BDE dient der direkten Zuordnung der anfallenden Kosten zu den Verursachern. Demzufolge führt die gesteigerte Kostentransparenz zu besserem Controlling und Kostenmanagement.
Optimale Ressourcenplanung
Vertrauenswürdige und zuverlässige Echtzeit-Daten zu allen Prozesseinheiten tragen zur optimalen Nutzung der Anlagen hinsichtlich Verfügbarkeit, Leistung und Qualität (Overall Equipment Effectiveness) bei.
Langfristige Wettbewerbsfähigkeit
Die Effizienz- und Qualitätssteigerung führen zur erhöhten Termintreue und Kundenzufriedenheit und dementsprechend zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und zum nachhaltigen Wachstum.
Digitalisierung der Produktion
BDE öffnet Türen für disruptive digitale Geschäftsmodelle. Schnelligkeit, Nachvollziehbarkeit, Effizienz und Kosteneinsparung sind einige der vielfältigen Nutzen einer papierlosen Fabrik.
Entlastung der Mitarbeiter
Eine automatisierte BDE trägt zur Entlastung von Mitarbeitern bei und bietet dem Betrieb dadurch einen weiteren Vorteil. Mitarbeiter müssen keine Daten zur Arbeitszeit oder Fertigung händisch eintragen und haben mehr Zeit für ihre Kernkompetenzen.
Zuverlässige Daten in weiteren Systemen
Die Daten aus einem modernen BDE-System werden automatisiert an weitere Systeme übertragen. So wird z. B. das ERP-System mit hochpräzisen Produktionsdaten gefüttert, was zur Optimierung der Ressourcenplanung führt.
Was ist der Unterschied zwischen BDE, MDE und MES?
MDE
Die Maschinendatenerfassung ist ein Teil der Betriebsdatenerfassung (BDE) und bezieht sich nur auf die maschinenbezogenen Daten, die während der Fertigung erzeugt werden, z. B. Anzahl Teile, Energieverbrauch und Maschinenzustand (technische Betriebsdaten).
BDE
Bei einem Betriebsdatenerfassungssystem werden zusätzlich zu den Maschinendaten organisatorische Betriebsdaten wie Auftragsdaten und Personaldaten erfasst.
MES
Die Aufgaben eines Manufacturing Execution System gehen über die üblichen BDE Funktionen hinaus. Es kommen z.B. Funktionen zur Verriegelung von Prozessschritten und der Rückverfolgbarkeit hinzu. Die internationale Norm ISA-95 gibt einen guten und umfassenden Einblick zu den Funktionen eines MES.
Wie funktionierte bislang ein System zur Betriebsdatenerfassung?
Am Ort der Wertschöpfung (Shopfloor) fallen Betriebsdaten bei der Interaktion mit dem Personal der Produktion an den diversen Arbeitsplätzen und/oder den Produktionsanlagen an. Entsprechend dieser Schnittstellen werden (mobile) benutzerfreundliche Endgeräte im Zusammenspiel mit automatisierten Anlagen-Interfaces genutzt.
In der Vergangenheit wurden über proprietäre BDE- Terminals Betriebsdaten erfasst und an ein lokal installiertes zentrales datenbankbasiertes BDE System weitergeleitet. Dort wurden die Daten verarbeitet, ausgewertet und mit den angrenzenden IT-Systemen (ERP, PPS, APS, WMS …) ausgetauscht.
Was macht ein modernes BDE-System aus?
Im Zeitalter der Digitalisierung stehen wesentlich effizientere Methoden und standardisierte Technologien zur Verfügung. Im Folgenden werden wir die wichtigsten Eigenschaften eines modernen BDE-Systems kennenlernen:
Einfache Installation
BDE Funktionen können momentan als Software-as-a-Service (SaaS) über die Cloud ohne eine kapitalintensive Investitions- und Installationsphase gebucht werden. Dadurch wird der Einstieg für produzierende Unternehmen in die digitale Welt vereinfacht und die Risiken für Entscheidungsträger werden minimiert.
Hohe Flexibilität
Produzierende Unternehmen werden ständig mit sich ändernden Anforderungen konfrontiert. Dementsprechend sollten moderne BDE-Systeme flexible und modulare Lösungen anbieten, die auf produktionsspezifische Bedürfnisse konfiguriert werden können.
Moderne Technologie
Die Technologien verändern sich heutzutage sehr schnell. Die neusten Technologien von heute gehören in wenigen Jahren der Vergangenheit an. Demzufolge sollte ein modernes BDE-System auf den aktuellsten Technologien basieren und sich kontinuierlich weiterentwickeln, um von den Vorteilen (z. B. Performanz, Sicherheit) zu profitieren, die der technologische Wandel mit sich bringt.
Starke Sicherheit
Die IT-Sicherheit ist innerhalb eines Unternehmens obligatorisch. Eine sehr hohe Sicherheit gegen externe Angriffe und internen Missbrauch ist bei einem BDE-System unentbehrlich. Daher sollte das System mit sicherer Datenverschlüsselung, maximaler Anwendungs- und Cloud-Sicherheit ausgerüstet sein.
Konnektivität
Häufig finden mehrere IT-Systeme im Unternehmen gleichzeitig Einsatz. Damit eine reibungslose Kommunikation zwischen den Komponenten garantiert werden kann, sollte ein BDE-System eine einfache Verbindungsfähigkeit zu anderen Systemen aufweisen. Diese kann zum Beispiel durch REST-APIs oder dateibasierte Schnittstellen erfolgen.
Benutzerfreundlichkeit
Die einfache Implementierung als SaaS und die einfache Kombination mit bestehenden Systemen vereinfacht die Einführung des BDE-Systems. Bei der Nutzung im Betrieb ist die Usability ein Kernkriterium: Das BDE sollte so aufgebaut sein, dass sich Mitarbeiter schnell in der neuen Software-Umgebung zurechtfinden. Informationen zur Fertigung, zu Auftragszeiten etc. sollten bei einer intuitiven Bedienung leicht abrufbar sein.
Mobiloptimierung
Mitarbeiter, die verschiedene Maschinen bedienen, sind auf ein mobiloptimiertes BDE-System angewiesen. Ist die Datenerfassung auch über das Smartphone und Tablet abrufbar, so sind Mitarbeiter unabhängig vom jeweiligen Terminal und der Verfügbarkeit eines Desktop-PCs imstande, ihrer Arbeit möglichst effizient nachzugehen.
Weitere Informationen zu den neusten Technologien und Trends im Produktionsumfeld finden Sie in unserem Artikel zum Thema Industrie 4.0.
Generierung von Ist-Daten durch Anbindung an Hardware erweitern
Auch nach Einführung eines BDE-Systems kann es sein, dass die generierten Datenpools zu den Maschinen, dem Personal und weitere Daten dem Unternehmen nicht ausreichen. Dies ist kein Argument gegen die Einführung eines BDE-Systems, sondern ein Argument dafür, das System bei dessen Implementierung an produktionsunterstützende Hardware (z. B. Scanner) anzubinden.
BDE-Systeme sind per Definition nicht auf die Software-Umgebung beschränkt. Daten zur Produktion und zu Maschinen, die Mitarbeiter z. B. mithilfe von Scannern und RFID-Tags erfassen, können automatisiert an die BDE übermittelt werden. Die Erfassung der Daten im BDE erfolgt durch eine Übermittlung per Internet aus den Scannern heraus.
Durch die Erfassung von Daten an der Quelle, also beispielsweise an der Maschine mittels RFID-Tag, generieren Betriebe eine höhere Menge an Informationen, die sie zur Optimierung ihrer Abläufe verwenden können. Inwiefern eine solche Erweiterung der Datenerfassung Sinn ergibt, muss bei jedem Betrieb individuell bewertet werden. Dieser Aspekt ist ein Teil der Strategie zur effizienten und kostengünstigen Einführung eines BDE-Systems.
Wie kann ich effizient und kostengünstig ein BDE System einführen?
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