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No-Code Manufacturing: Wie Bediener ohne IT-Kenntnisse Dashboards erstellen

Geschrieben von Uwe Kobbert | Nov 21, 2025 8:04:49 PM

In klassischen MES-Umgebungen war jede neue Auswertung oder KPI-Darstellung ein IT-Projekt. Dashboards mussten programmiert, Datenquellen verknüpft und Logiken gepflegt werden. Das führte zu Wartezeiten, Abhängigkeiten und ungenutztem Verbesserungspotenzial.

No-Code Manufacturing löst dieses Problem. Moderne Cloud-MES-Plattformen ermöglichen es Bedienern, Schichtleitern und Prozessingenieuren, eigene Dashboards direkt im Browser zu erstellen. Ohne Programmierung, ohne SQL, ohne IT-Abteilung.

Das Ergebnis: Datenkompetenz direkt am Shopfloor, schnellere Reaktion auf Probleme, messbare Produktivitätssteigerung.

Das Problem: Datensilos zwischen IT und Produktion

In traditionellen Systemen läuft jede Anpassung über die IT.

  • Maschinen- oder Prozessdaten müssen neu konfiguriert werden
  • KPI-Definitionen ändern sich mit jedem Produktionswechsel
  • Dashboards sind nur nach Freigabe verfügbar
  • Änderungen verzögern sich durch Freigabe- und Testzyklen

Damit entsteht ein organisatorischer Engpass: Die Mitarbeiter, die am besten wissen, wo Verluste entstehen, haben keinen direkten Zugriff auf ihre Daten.

Das No-Code-Prinzip in der Fertigung

„No-Code“ bedeutet Konfiguration statt Programmierung.
Funktionen werden per Drag-and-Drop zusammengestellt, KPIs über Vorlagen und Regeln verknüpft.

Typische Funktionen moderner No-Code-MES-Umgebungen:

  • Visuelle Editoren für Dashboards, KPIs und Reports
  • Bibliothek vordefinierter Widgets (OEE, Stillstand, Qualität, Durchsatz)
  • Regel-basierte Datenverknüpfung ohne SQL
  • Benutzerrechte pro Rolle (Bediener, Schichtleiter, Management)
  • Live-Vorschau und sofortige Veröffentlichung in der Cloud

So entsteht ein echtes Shopfloor-Empowerment: Wer die Linie kennt, gestaltet seine Datenoberfläche selbst.

Praxisbeispiel: Vom Schichtproblem zum Live-Dashboard

Ein Schichtleiter bemerkt gehäufte Mikrostillstände und will diese analysieren.
Früher: IT-Ticket, Spezifikation, Umsetzung nach Tagen.
Heute:

  1. Dashboard-Editor öffnen
  2. Stillstands-Widget auswählen
  3. OPC-Tag der betroffenen Maschinen verknüpfen
  4. Schwellenwert für „kurze Stillstände“ definieren
  5. Dashboard speichern – in Sekunden live

Das System aggregiert die Daten automatisch, visualisiert sie nach Schicht, Linie oder Auftrag.

Technische Grundlage: Cloud, OPC UA, REST API

No-Code-MES basiert auf standardisierter Konnektivität.

  • OPC UA überträgt Maschinen- und Prozessdaten in Echtzeit

  • REST APIs verbinden ERP, WMS oder Qualitätssysteme

  • Cloud-Plattformen wie Azure hosten Daten sicher, DSGVO-konform

  • Visualisierung erfolgt über responsive Web-Clients – keine lokale Installation

Diese Architektur trennt IT-Komplexität von Anwenderlogik.
Das System bleibt updatefähig, während Benutzeroberflächen flexibel anpassbar bleiben.

Wirtschaftlicher Nutzen

No-Code senkt sowohl IT-Kosten als auch Reaktionszeiten:

  • –80 % weniger IT-Aufwand bei Dashboards und Reports

  • +50 % kürzere Entscheidungszyklen durch Eigenkonfiguration

  • +30 % höhere Nutzungsrate von MES-Funktionen

  • Keine Schulung in Programmiersprachen nötig

Die Demokratisierung von Daten führt zu einem neuen Effizienzlevel: Entscheidungen entstehen dort, wo die Verluste entstehen – auf dem Shopfloor.

Strategische Wirkung

No-Code verändert die Kultur der Produktions-IT:

  • Von Abhängigkeit zu Eigenverantwortung: Mitarbeiter handeln datengetrieben.

  • Von Projekten zu Zyklen: Dashboards werden iterativ angepasst.

  • Von zentraler IT zu kollaborativer Verbesserung: Prozesswissen fließt direkt ins System.

Damit wird das MES zu einer Plattform für kontinuierliche Verbesserung, nicht nur für Datenerfassung.

Fazit

No-Code-Manufacturing ist kein Trend, sondern der nächste logische Schritt der Digitalisierung.
Wenn Bediener, Planer und Qualitätsingenieure ihre Daten selbst gestalten, wird das MES zu einem Werkzeug echter operativer Exzellenz.

No-Code bedeutet: Daten verstehen, statt Anfragen stellen.
Cloud-MES macht das möglich – sicher, skalierbar und praxisnah.