Die OEE (Overall Equipment Effectiveness) zeigt, wie effizient Maschinen genutzt werden – aber sie beschreibt nur die Vergangenheit. In der datengetriebenen Fertigung geht es heute darum, zukünftige Effizienzverluste frühzeitig zu erkennen. Predictive OEE nutzt maschinelles Lernen, um genau das zu ermöglichen: den Übergang von reaktiver Analyse zu proaktiver Steuerung.
Von Rückblick zu Prognose
Klassische OEE-Berichte beantworten die Frage: Was ist passiert?
Predictive OEE erweitert sie um: Was wird passieren – und warum?
Anhand historischer und aktueller Maschinendaten erkennt das System Muster, die auf sinkende Verfügbarkeit, steigende Rüstzeiten oder Qualitätsabweichungen hindeuten.
So können Maßnahmen eingeleitet werden, bevor die OEE messbar fällt – etwa Wartung, Prozessanpassungen oder Personalplanung.
Technische Basis
Predictive OEE setzt auf drei Datenebenen auf:
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Maschinendaten: Zustände, Taktzeiten, Stillstände, Prozesswerte.
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Kontextdaten: Aufträge, Schichten, Materialchargen, Bediener.
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Qualitätsdaten: Ausschuss, Nacharbeit, Prüfzeiten.
Eine Cloud-basierte MES-Plattform analysiert diese Signale in Echtzeit und verknüpft sie mit historischen Verläufen.
Machine-Learning-Modelle berechnen Wahrscheinlichkeiten für Effizienzverluste und liefern Prognosen für kommende Schichten oder Aufträge.
Von Transparenz zu Stabilität
Predictive OEE verändert das Ziel der Effizienzsteuerung:
| Perspektive |
Klassisch |
Predictive |
| Zeitbezug |
Vergangenheitsanalyse |
Zukunftsorientiert |
| Handlungsart |
Reaktiv |
Präventiv |
| Nutzen |
Transparenz |
Prozessstabilität |
| Wirkung |
Nachträgliche Korrektur |
Frühzeitige Intervention |
Die Fertigung reagiert nicht mehr auf Verluste, sondern verhindert sie. Das führt zu höherer Anlagenverfügbarkeit, konstanterer Qualität und stabileren Planzeiten.
Integration in MES und Fertigungsstrategie
Ein modernes MES bildet die notwendige Datengrundlage:
Es sammelt Produktions-, Qualitäts- und Energiedaten automatisiert, bereitet sie in einer Analytics-Schicht auf und stellt sie in Dashboards bereit.
KI-gestützte Module erweitern diese Daten um Prognosen und Anomalieerkennung – als Teil eines integrierten Performance-Frameworks.
Predictive OEE fügt sich damit logisch in bestehende Methoden wie TPM, Lean, Six Sigma und Operational Excellence ein: Effizienz wird nicht nur gemessen, sondern aktiv gesichert.
Wirtschaftlicher Nutzen
Unternehmen, die OEE-Daten vorausschauend auswerten, erzielen in der Regel:
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10–20 % weniger ungeplante Stillstände,
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5–10 % höhere Linienstabilität,
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kürzere Reaktionszeiten bei Qualitätsabweichungen.
Predictive OEE verbindet damit Effizienzsteigerung, Kostenkontrolle und Prozesssicherheit – ohne zusätzliche Erfassungsaufwände.
Fazit
Predictive OEE ist der logische nächste Schritt in der Produktionssteuerung.
Aus statischen Kennzahlen werden lernende Systeme, die Verluste antizipieren statt dokumentieren.
Mit einer cloudbasierten MES-Architektur und integrierter Datenanalyse wird OEE zur vorausschauenden Steuerungsgröße für stabile, effiziente und nachhaltige Fertigung.